Philosophie
Qualitäten, Handel und die Philosophie von Länggass-Tee
Wo liegt der Wert einer Ware, welcher Preis ist der Rechte? Diese Frage ist heute kaum noch zu beantworten, aber sie taucht im Alltag immer wieder auf: Zahle ich zuviel für diese Ware, diese Dienstleistung? Müsste jene Arbeit nicht besser entlöhnt werden? Grundsätzlich sollte klar sein, dass Qualität, ob der Ware oder der Leistung, angemessen bezahlt werden muss, aus Fairness den beteiligten Menschen gegenüber, um den qualitativen Standard zu halten und auch unserer Erde zuliebe. Dies ist leider oft nur Theorie, in der Praxis wird mit diversen Preisbeeinflussungen wie z.B. Schutzzöllen, Subventionen etc., allerlei Verzerrung betrieben. Unsere Einkaufsbedingungen sind sehr überschaubar.
Wir wissen, von wo der Tee kommt und wie er produziert wird: durch persönliche Inaugenscheinnahme oder durch Informationen von vertrauenswürdigen Personen. Wie überhaupt persönliche Beziehungen und gewachsenes Vertrauen durch nichts zu ersetzen sind.
Einige unserer Tees kaufen wir bei uns schon seit Jahrzehnten bekannten Teegrosshändlern in Deutschland. Von ihnen bekommen wir mehrmals pro Monat Muster, aus welchen wir die in Frage kommenden Tees aussuchen und kaufen oder auch nur, um Qualität und Preis mit entsprechenden Tees aus unserem Sortiment zu vergleichen.
Spezialitäten, Raritäten und sehr gute Qualitäten von klassischen Tees sind aber im Grosshandel kaum erhältlich. Wir reisen jährlich nach China, Japan, Korea, Taiwan und Thailand, um in den Teeanbaugebieten selber nach diesen Tees zu suchen. So sehen wir die Orte, an denen die Tees produziert werden, sehen die Teepflückerinnen und kennen die Teemeister, welche den Tee verarbeiten und verkaufen. Wir verkosten die Tees direkt vor Ort und nehmen auch Muster mit zum Vergleichen. Mit der Zeit haben wir etliche sehr gute Kontakte mit Teebauern, Teehändlern und Teemeister knüpfen können. Je rarer und spezieller ein Tee ist, desto wichtiger ist der persönliche Kontakt.
Im Länggass-Tee werden die Tees gut verpackt und spezifisch gelagert. Das heisst zum Beispiel, dass die edlen grünen Tees und grünen Oolongs gekühlt gelagert werden, so dass ihre Frische erhalten bleibt. Wir probieren unsere Tees regelmässig, zur Qualitätskontrolle und als Genuss! Vom günstigen Alltagstee bis zur exklusiven Rarität bieten wir eine breite Palette von Tees an.
Der Begriff «bio» im Teehandel
Bio, organic oder wie auch immer die Bezeichnung für natürlichen Anbau heissen mag, ist die normale, umweltverträgliche und langfristig effiziente Art, generell. Es ist ein merkwürdiger Zustand, dass das Natürliche, Normale, Richtige zertifiziert werden soll, anstatt dass das Unnatürliche, Belastende bzw. Zerstörende gebrandmarkt wird.
Aber so ist es, damit müssen wir uns auseinandersetzen.
Diese Label- und Zertifizierungsgeschichte ist auch Geschäft, es wird viel Geld damit verdient. Und es ist immer nur ein Stück Papier mit Stempeln. Wenn ich die Wahl habe, einem Stück Papier zu vertrauen, oder einer Person, die mir gegenüber steht, die ich bei der Arbeit beobachten kann – dann entscheide ich mich für mein Urteilsvermögen.
„Papier ist geduldig“, wie es so schön heisst. Aber auch „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“, das entspricht mir persönlich zwar nicht, aber von uns als Betrieb werden solche Dinge erwartet, also geben wir immer wieder Proben von Tee-Einkäufen aus diesen vertrauensvollen Beziehungen ins Labor – und sind bisher nie enttäuscht worden.
Viele der edlen, raren und teuren Tees wachsen wild an abgelegenen Orten und werden traditionell behandelt. Bei der traditionellen Behandlung gibt es keine Schadstoffe, die dem Boden oder den Büschen bzw. Bäumen zugeführt werden. Ebenso wenig in der weiteren Verarbeitung. Behandlung von Tee (und anderen Pflanzen) mit Schadstoffen wie Pestizide, chemische Dünger usw. geschieht nur dort, wo es um Profit geht, um möglichst viel und möglichst effiziente Produktion. Da leidet aber die Qualität. Wenn es aber dem Teebauern bzw. -Produzenten um den Tee an sich, um dessen hohe Qualität und Echtheit geht, kommt auch der Teeanbau ohne Schadstoffe aus. Im Grunde genommen ist es eine Frage des Gegensatzes Quantität oder Qualität.
Fazit: Zertifizierte Tees erfüllen die bestehenden Vorschriften. Über nicht zertifizierte Tees kann man eigentlich keine Aussage machen, ausser dass sie nicht zertifiziert sind. Sie können aber die Vorschriften genauso erfüllen, besser erfüllen oder nicht erfüllen. Unsere Tees liegen mindestens innerhalb der bestehenden Grenzen, erfüllen die schweizerische bzw. noch strengere deutsche bio-Norm oder sind natürlich, wie im vorderen Absatz beschrieben.
Und der Tee als Getränk besteht zu 98% aus Wasser. Es wäre demnach sehr sinnvoll sich vor allem auch um das Wasser zu kümmern. Wir verwenden für alle unsere Teezubereitungen das Grander-Wasser. Mehr Informationen dazu siehe unter: www.grandervertrieb.ch.
Verantwortungsbewusster Handel mit Tee
Länggass-Tee setzt sich mit dem Thema Arbeits- und Lebensbedingungen der Teeproduzent/innen und der Arbeiter/innen in Teeanbau und -verarbeitung auseinander. In diesem Zusammenhang stellt sich für uns die Frage, welche Produkte wollen und können wir ein- beziehungsweise verkaufen.
Das Thema Handel zu fairen Bedingungen ist vielschichtig. Die Problematik ist historisch bedingt und verstärkt durch das vorherrschende Wirtschaftssystem. Daher ist es kaum möglich, die ganzen Umstände in einem kurzen Text zusammen zu fassen.
Es gibt unterschiedliche Arten, wie Tee gehandelt wird. Wir unterscheiden ganz klar den Teehandel mit China vom Teehandel mit Indien und anderen ehemals kolonialisierten Ländern. In China ist der Tee und seine Produktion in der Kultur tief verwurzelt. Wer in China Tee produziert geniesst Ansehen und Respekt und produziert zu einem grossen Teil für den inländischen Markt.
Ganz im Gegensatz dazu steht die Teeproduktion in Indien und anderen ehemals kolonialisierten Ländern, welche selbst keine Teetradition haben. Dort wurde der Teeanbau im 19. Jahrhundert durch die jeweilige Kolonialmacht (v.a. Grossbritannien und die Niederlande) eingeführt, um dem Tee-Monopol Chinas zu entgehen und das Handelsbilanzdefizit mit China zu verkleinern. Tee wurde und wird dort auf grossen Plantagen industriell und grösstenteils für den Export hergestellt. Billige, austauschbare Arbeitskräfte bestimmen das Bild, wo Tee von einfacher Qualität und entsprechendem Preis für den Weltmarkt produziert wird. In China selbst finden sowohl einfache Tees als auch teuerste Tees von höchster Qualität Absatz, wohingegen die Preise für Tees indischer Art sehr tief angesetzt werden müssen, um überhaupt auf dem Markt Fuss fassen zu können. Um dieser Tatsache entgegen zu wirken, entwickelte sich in den 1970er Jahren eine politische soziale Fair-Trade-Bewegung, welche sich für "faire" Preise und damit einhergehend gute Produktionsmethoden und Lebensbedingungen einsetzte. Heute werden Fair-Trade-Produkte dank verschiedener Label Organisationen im grossen Stil gehandelt. Diese neue, ökonomische Dimension kann zu weiteren Konflikten führen, welche die durch Fair Trade leicht verbesserten Lebensbedingungen wieder beeinträchtigen. Das Thema ist zu komplex, um einfache Antworten zu liefern.
Wie bewegen wir uns nun in diesem Durcheinander aus Fragen und Gegenfragen, Wissen und Unwissen? Auf den Grosshandel mit Tees indischer Art haben wir wenig Einfluss. Wir setzen in diesem Bereich auf Qualität, die wir als Fachgeschäft gewährleisten wollen. Zusätzlich halten wir die Augen offen, immer auf der Suche nach eigenständigen Produkten und ihren Geschichten.
In China hingegen liegt unsere Chance. Dort haben wir die Möglichkeit unsere Tees direkt einzukaufen, die Teegärten zu begehen, Kontakte zu pflegen zu den Produzent/innen, traditionell angebaute und verarbeitete Tees zu kaufen, unser Wissen zu vertiefen und partnerschaftliche Handelsbeziehungen einzugehen:
Je besser die Qualität eines Tees, desto sorgfältiger die Produktion.
Je sorgfältiger die Produktion, desto bedeutender jeder Arbeitsschritt.
Je bedeutender jeder Arbeitsschritt, desto bedeutender das Fachwissen der Menschen, die den Tee verarbeiten.
Je bedeutender das Fachwissen, desto grösser die Wertschätzung der Arbeitskraft.
Je grösser die Wertschätzung der Arbeitskraft, desto "fairer" die Arbeitsbedingungen.
Je familiärer der Betrieb, desto sozialer der Umgang mit jeder einzelnen Person.