Reisebericht Japan 2025: Iruma

Travel stories  /  19. April 2025
Besuch beim Teemeister und Teeproduzent in Iruma, 14. April 2025. Besuch bei einem experimentierfreudigen Teemeister, der sich als Gokuchanin bezeichnet als Mensch für höchstrangige Tees

Ein sehr expermentierfreudiger Teemeister

Der dritte Besuch unserer Reise führt uns nach Iruma zu Meister Hiruma Yoshiaki. Hiruma-san ist einer von wenigen im 10. Dan der Temomicha-Herstellung, der Produktion von handgerolltem Tee. Er produziert aber bei weitem nicht nur Top-Qualitäten von handgerollten Sencha, er hat allerlei Teesorten im Sortiment. In einer Teefabrik auf kleinstem Raum (im unteren Stock Aracha, im oberen Stock Shiagecha) stellt er typische Sencha seiner Region Sayama her. Das sind tief gedämpfte Sencha aus Pflückgut von vergleichsweise lange beschatteten Teebüschen. Natürlich produziert er auch Sencha für die Tee-Wettbewerbe, hier ist eher die standardisierte Verarbeitung gefragt: beschattet, handgepflückt, kurz gedämpft, maschinell verarbeitet. Dazu macht er Ichocha (Sencha aus gewelkten Blättern), japanische Schwarztees und Oolong, natürlich auch Kukicha und Hojicha. Und Kamairicha, wok-befeuerter Grüntee. Und halboxidierter Oolong-Sencha. Und und und. In verschiedensten Kategorien gewinnt er immer wieder Preise in Tee-Wettbewerben. Mehr zu seinen Tees ist bei den jeweiligen Artikeln im Onlineshop zu lesen.

Von Tokyo aus fahren wir mit diversen S-Bahn-Zügen der Japan Railways nach Kaneko, einer kleinen Station in der Nähe der Stadt Iruma in der Präfektur Saitama. Fast zwei Stunden Fahrt durch die Stadt und durch Vororte von Tokyo, erst auf der letzten Teilstrecke wird es etwas ländlich. Wir werden von Hiruma-san abgeholt und in seinen kleinen Laden gebracht. Hier ist auch der Standort seiner Fabrik und seines Wohnhauses. Die Verständigung läuft wie gehabt über gebrochenes japanisch-englisch-Gemisch von beiden Seiten sowie mithilfe von Übersetzungs-Apps.

Im Laden von Hiruma-san. Hier sind auch diverse seiner Preis ausgestellt.

Fachsimpeln über japanische Schwarztees und Röstungen von Oolong-Tees

Wir trinken einen seiner Sencha sowie einen Ichocha. Wir stellen Fragen zu seinen Tees, zur Situation des japanischen Tees generell und tauschen uns aus. Über Fragen zu Teepflanzenvarietäten und Verarbeitungen bereitet er uns kurzerhand eine Degustation vier seiner Schwarztees aus verschiedenen Kultivaren, die er alle genau gleich verarbeitet hat. Er experimentiert auch mit dem Rösten von Kugelblatt-Oolong, die er nach taiwanesischem Vorbild produziert. Nun vergleichen wir zwei Varianten, eine mittelstark und eine dunkel geröstete. Ich erkläre ihm die traditionelle chinesische Art der Oolong-Röstung, wo der Tee mehrmals geröstet wird, doch zwischen den Röstungen zwei bis drei Monate ruht, damit sich die Restfeuchtigkeit wieder gleichmässig im Blatt verteilen kann. Im besten Fall wird über Holzkohle geröstet. Hierzu können wir Bilder aus dem mitgebrachten Buch Gong Fu Cha über China-Tee und chinesische Teekultur zeigen. Auch Hiruma-san betrachtet freudig und erstaunt das Teebuch. Wie den anderen Tee-ProduzentInnen erzählen wir auch ihm von unserem entstehenden Japan-Teebuch.

Vor dem eher späten Mittagessen in einem Nudelrestaurant gehen wir noch einige seiner Teegärten anschauen. Allerdings ist von frischen Blättern und Knospen noch nicht viel zu sehen. Wir sind verhältnismässig weit im Norden, und der Frühling ist dieses Jahr ziemlich kalt. Wir sehen den Teegarten für den handgepflückten Wettbewerbs-Tee sowie einige maschinell zu pflückende Teebuschreihen, wovon einige schon mit aus Kunststoff gewobenen Tüchern zum direkt beschatten bedeckt sind. Die meisten in schwarz, einige silbern - letztere reflektieren das Licht, es wird weniger heiss darunter.

Teegärten von Hiruma-san in Iruma. Die erste Reihe zeigt den Teegarten für den handgepflückten Wettbewerbstee, die Beschattung ist noch nicht über den Teegarten gezogen, es ist noch zu früh. Unten Bilder eines Teegartens zur maschinellen Pflückung, auch hier ist es noch zu früh, um die Direktbeschattung darüberzuziehen.

Bei diesem kurzen Besuch haben wir gar nicht gross über seine speziellen Verarbeitungsmethoden in seiner kleinen Teefabrik gesprochen, auch das Thema seine Meisterschaft im Herstellen von handgerollten Sencha (Temomicha) ist fast ein wenig zu kurz gekommen. Beim letzten Besuch bei Hiruma-san im Jahr 2023, als mich Toby Hurschler begleitete, hatte er uns durch seine Fabrik geführt und uns auch die Herstellung von Temomicha gezeigt.

Besuche bei Hiruma-san in früheren Jahren

Die Links führen auf unsere alte Webseite (nicht mehr aktuelles Zertifikat ignorieren)

Kaspar Lange, April 2025