Seit 2015 können wir jedes Jahr von der Produzentenfamilie Li einen aussergewöhnlichen Sheng Cha vom Youleshan beziehen: In einem kleinen, abgelegenen Tal, gut geschützt vor direkter Sonneneinstrahlung, mit brillant intakter Flora pachten sie auf 1350m ü.M. einen steilen Teewald mit einigen uralten Teebäumen. Die Bilder weiter unten von unseren Besuchen im Garten sprechen für sich.
Youleshan ist ein kleines Gebirge im nordöstlichen Mekong-Gebiet, dass typisch für Ost-Xishuangbanna, eher weiche und süße Sheng Pu Er birgt. In den 80er Jahren wurden rund um Youle viele Urwälder gerodet und Plantagen angelegt, dieser Garten ist eine der wenigen Ausnahmen. Produziert wird in allerbester Manier, die Blätter werden sogar noch komplett von Hand gerollt. Auf den Fotos erkennbar, die für alte Bäume untypisch kleinen Blätter, Xiaoyezhong und Zhongyezhong.
Der Tee aus diesem Garten ist sehr imposant und erfüllt sämtliche Anforderungen an Pu Er von allerbester Qualität. Der stark ausgeprägte Waldcharakter zeigt sich über viele Aufgüsse hinweg. Die Flüssigkeit ist dick und weich, der Nachgeschmack komplex, intensiv und lang, die Wirkung auf den Körper sofort spürbar.
Die Alterung von rohem Pu-Erh-Tee ist ein komplexes Zusammenspiel mikrobieller, chemischer und physikalischer Prozesse, das tiefgreifende Veränderungen in Geschmack, Aroma und Textur bewirkt. Mikroorganismen wie Pilze und Bakterien bauen dabei Polyphenole und Tannine ab, wodurch der Tee weicher und weniger adstringierend wird. Gleichzeitig oxidieren Catechine langsam zu Theaflavinen und Thearubiginen, was Bitterkeit und Farbe des Tees verändert. Trotz Hitzebehandlung bleiben einige Enzyme aktiv und fördern weiterhin oxidative Reaktionen während der Lagerung. Über die Jahre wandelt sich das Aromaprofil von frisch-grasigen zu erdigeren, süßeren und holzigeren Noten. Äußere Faktoren wie die Luftfeuchtigkeit beeinflussen maßgeblich den Verlauf dieser Alterungsprozesse.
Alle Tees dieser Degustation stammen von denselben Bäumen und wurden von denselben Menschen verarbeitet. So haben wir die seltene Gelegenheit, den Verlauf der Transformation direkt – Tee für Tee – nachzuvollziehen.